Die Uhr, mit der alles begann: Spezichron, Kal. 11-27

Glashütte (Original) Vintage Uhren – Beliebter denn je!

Interview mit Alexandra Kärner – leidenschaftliche Glashütte – Uhrensammlerin
10 Fragen – 10 Antworten.

Heute führe ich ein Interview mit Alexandra, die das gleiche Hobby wie ich hat. Das Sammeln von Uhren. Dennoch besteht ein großer Unterschied zwischen uns, aber lest selbst.

1. Dan:​Was unterscheidet Dich von anderen Uhrensammlern?
Alexandra: ​Lieber Dan, zunächst einmal herzlichen Dank, dass Du mir die Möglichkeit gibst, mein Hobby –das Sammeln von alten Glashütte-Uhren- einem breiten Publikum näher zu bringen. Wie ich gesehen habe, hast du ja fast 100.000 Follower!
Ich sammle seit einigen Jahren (neben weiteren, bekannten Uhrenmarken) ausschließlich Glashütte-Uhren aus vergangenen Zeiten, sogenannte Vintage-Uhren. Ich habe mir im Laufe der Zeit schon eine stattliche Sammlung aufbauen können, die immer wieder veredelt wird.

2. Dan: ​Wie kommt man darauf 40-50 Jahre alte Uhren zu sammeln?
Alexandra:​Alles begann mit einer Uhr, die mir meine Tante geschenkt hat mit den Worten, „diese Uhr schenke ich Dir, sie war lange Zeit in meiner Schatulle, sie ist von Deinem Opa, ich finde Sie nicht so schön, aber er hat Sie gerne getragen.“ Jetzt muss man wissen, mein Großvater ist 1978 verstorben, ich bin 1969 geboren, also Du kannst Dir vorstellen, wie lange die Uhr im Kästchen schlummerte, bis ich Sie vor circa 8 Jahren bekam. Es ist ein Kaliber 11-27, weißes Zifferblatt und ein chromfarbenes Gehäuse (Bild 1). Eine alte DDR-Glashütte-Uhr, die mein Opa bei dem damaligen Versandhaus Quelle in Fürth gekauft hatte. Sie hat damals 49 DM gekostet, wie ich aus alten Katalogen entnehmen konnte. Ich habe mich sofort in die Uhr verliebt und Sie getragen, bis ich sie vor zwei Jahren bei Glashütte Original einer Revision unterzogen habe. Die Uhr sieht nun wie neu aus! (Bild 2)

Die Uhr, mit der alles begann: Spezichron, Kal. 11-27

Die Uhr, mit der alles begann: Spezichron, Kal. 11-27

 

 

 

 

Von Glashütte Original komplett restauriert und neuvergoldet: GUB Kaliber 66.1

Von Glashütte Original komplett restauriert und neuvergoldet: GUB Kaliber 66.1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3. Dan: Wie alt sind die Uhren und welchen Qualitätsstandard müssen Sie haben?
Alexandra:​Die Geschichte der Glashütte-Uhren begann 1845. Die Uhren, die ich sammle, sind alle zwischen 1954 und 1980 hergestellt worden. Glashütte-Uhren, die nach der Wende, als nach 1989, und vor der Neuausrichtigung von Glashütte Original im Jahre 1995 hergestellt wurden, sammle ich nicht, da mir persönlich der „Ostspirit“ fehlt. Was die Qualität anbelangt, versuche ich nur Uhren zu sammeln, die sich im Originalzustand befinden. Das heißt, Originalglas gerne auch mit Kratzern und auch das Gehäuse darf gerne Gebrauchsspuren aufweisen. Aber das Uhrwerk muss natürlich einwandfrei laufen und das tut es bei meinen Uhren.

4. Dan: ​Was ist, wenn eine Uhr mal kaputt geht oder wenn ein Teil mal ausgetauscht werden muss? Schickst Du sie dann nach Glashütte Original ?
Alexandra:​Das ist eine gute Frage! Nein, nicht direkt nach Glashütte, außer, die Uhr hat einen ideellen Wert, wie die meines Opas, oder die Uhr ist etwas Besonderes, wie mein Kaliber 66.1., wovon nur wenige hergestellt wurden, und ich sie einfach neu vergolden lassen wollte und sie einer Generalüberholung bei Glashütte Original unterzog. Diese Uhren würde ich aber dann auch nie verkaufen! Ich habe zwei Uhrmachermeister, welche in Ostdeutschland sitzen, die alte Glashütte-Uhren revidieren und restaurieren können. Diese Uhrmacher haben auch noch Originalersatzteile, denn es kommt mir darauf an, den Originalzustand zu belassen und möglichst wenig auszutauschen. Ich halte nichts von sogenannten „Marriage-Uhren“, die aus Originalteilen und neuen Teilen –manchmal auch von anderen Herstellern- kreiert werden. Meine Uhren sind ja gerade deswegen so besonders, da sie möglichst zu 100% im Originalzustand sind. Oft ist es aber gar nicht nötig, große Teile zu tauschen, da die Uhren kaum kaputt gehen bei guter Pflege. Eine Revision, die die Ganggenauigkeit garantiert und das Harzen der Teile verhindert, sollte aber schon alle 5-10 Jahre gemacht werden.

5. Dan: ​Deine Augen funkeln, wenn Du über Dein Hobby sprichst! Was macht den Charme aus der sogenannten Glashütte-Vintage-Uhren?
Alexandra:​Es ist die gelebte Zeit! Ich stelle mir jedesmal vor, was hat der ehemalige Uhrenträger mit der Uhr erlebt? Eine Glashütte-Uhr sein Eigen zu nennen, war damals wie heute schon etwas Besonderes. Welche Freuden, Abenteuer hat der Besitzer mit der Uhr erlebt, welche Emotionen hat er mit der Uhr verbunden, etc.. Ich denke mir immer, „wenn die Uhr sprechen könnte, welche Geschichten würde die Uhr wohl erzählen?“.
Meine Passion ist vielmehr diesen Uhren, Ihren Charme wieder zurückzugeben. Ich möchte Sie vor allen Dingen den jungen Menschen näher bringen, die sich eine neue Glashütte Original wahrscheinlich nicht leisten möchten, die aber den nostalgischen Wert dieser Uhren schätzen und damit etwas Besonderes tragen möchten. Heutzutage läuft jeder mit einer Smartwatch durch das Leben. Ein Kollege nannte es trefflich „das ist doch Elektronikschrott“. Stimmt, spätestens nach zwei Jahren brauchst du das neue Modell, da die Software-Updates nicht mehr auf dem Alten funktionieren. Das ist nicht der Charakter einer Uhr, schon gar nicht einer mechanischen Uhr! Wie gesagt, meine älteste Uhr ist von 1954. Sie ist 64 Jahre alt und sie läuft immer noch –sekundengenau! Das nenne ich Leistung!
Und es ist ein bisschen wie auf die Jagd gehen. Du lauerst –weißt genau, was du gern hättest und wartest, bis dir das Objekt der Begierde vor die Nase läuft und dann musst du zuschlagen, also kaufen! Möglichst zu einem fairen Preis, denn sonst ist das Hobby irgendwann nicht mehr bezahlbar.

6. Dan: À propos bezahlbar, verkaufst Du auch oder sammelst Du nur?
Alexandra: Also, die Sucht bringt mich dazu, dass ich ab und an auch verkaufe. Insbesondere Modelle, die ich von der Modellreihe her doppelt habe. Dann verkaufe ich auch. Aber in der Regel nur an andere Sammler oder aber an Menschen, die die Uhren schätzen und auch selbst tragen möchten. Auch ich trage alle meine Uhren. Ich sage immer – „ihr müsst an die frische Luft“. Ich hatte mal einen Händler, der wollte mir meine gesamte Sammlung abkaufen, er dachte wohl – ich bräuchte das Geld. Das habe ich natürlich nicht getan! Dann hätte ich ja meine Leidenschaft verkauft! Durch die Leidenschaft zu einer Sache lebt der Mensch, durch die Vernunft existiert er bloß!

7. Dan: Veredelst Du die Uhren selbst oder werden Sie 1:1 von Dir in Deine Sammlung übernommen?
Alexandra: Danke für diese Frage Dan! Wenn ein Paket bei mir ankommt, dann ist es wie Weihnachten für mich! In der Regel kaufe ich vor Ort, denn da sehe ich die Uhr sofort -das Objekt der Begierde- und kann sie gleich in den Händen halten. Wenn ich zum Beispiel von meinen Quellen angerufen werde, die wieder etwas für mich haben, dann lasse ich mir die Uhren natürlich zuschicken – meistens kommen diese noch aus den neuen Bundesländern.
Schon alleine das Auspacken ist ein Zelebrieren. Dann wird die Uhr erst einmal begutachtet, gereinigt, das Originalarmband wird je nach Zustand gegen ein ausgefallenes Lederarmband ersetzt. Ich habe mittelweile einige Händler aufgetan, die handgefertigte Armbänder herstellen. Das Originalarmband bleibt selbstverständlich zur Uhr erhalten. Dies ist für Sammler sehr wichtig. Mit einem tollen Armband kann man der Uhr einen besonderen Look geben, so dass diese Uhr tatsächlich etwas Einzigartiges wird.

8. Dan: Wenn Du eine Vision hättest für Deine Passion, wie würde die aussehen?
Alexandra:​Ich würde gerne 365 alte Glashütte-Uhren besitzen –für jeden Tag eine. Aktuell besitze ich circa 60 alte Glashütte-Uhren. Ich möchte gerne mit meinem Hobby junge Menschen ansprechen, und ihnen vermitteln, dass das Alte, Zeitlose häufig beständiger ist als das neue, schnellebige Zeug. Dass sich immer mehr für Vintage-Glashütte-Uhren interessieren wurde mir bewusst, als ich vor kurzem eine Anfrage von der Produktionsfirma für die neue US-Serie „Counterpart“ erhalten habe, deren 1. Staffel aktuell in USA ausgestrahlt wird. Zwei meiner Vintage-Glashütte-Uhren werden in der Serie demnächst zu sehen sein. Das freut einen schon ein wenig und bringt mich meiner Vision näher!

9. Dan: Wie teuer sind denn derartige Glashütte-Vintage-Uhren?
Alexandra: Pauschal kann man das nicht so sagen, das kommt auf das jeweilige Modell an. Aber ich würde sagen, wenn man zwischen 200 und 400 Euro investiert, dann bekommt man schon einige schöne Stücke, zumindest bei mir! Ein sogenannter „Goldfuchs“, wenn man ihn angeboten bekommt, dann liegt er selbstverständlich in ganz anderen Regionen vom Preis! Bei den Vintage-Glashütte-Uhren stimmt das Preis-Leistungsverhältnis noch! Und als Geldanlage – na ja irgendwann sind die Stücke auch mal endlich, da diese ja nicht mehr herstellt werden. Und wenn ich mir die aktuellen, neuen „Sixties“ und „Seventies“-Modelle ansehe von Glashütte Original, da haben die Vintage-Uhren als Modell Pate gestanden. Insofern sind diese Vintage-Glashütte-Uhren sicherlich auch eine Geldanlage! Hier gilt wie bei allem, Qualität im Einkauf ist das Wichtigste und eine lange Haltedauer. Ich vergleiche das mit dem Kauf von Aktien.

10. Dan: Was würdest Du Glashütte Original raten? Was kann aus Deiner Sicht Glashütte Original tun, um mehr Marktanteil zu bekommen.
Alexandra:​Also ich liebe diese Marke wirklich sehr und wenn ich mir vorstelle, dass Herr Pfeifer 1995 nicht Geld in das Aufleben der Marke investiert hätte, und damit den Untergang verhindert hätte, unvorstellbar! Aber, wenn es mir zusteht hier etwas zu sagen, dann denke ich, die Marketingabteilung sollte mehr am Image der Marke arbeiten, die Marke „aufpeppen“ und auf junge Markenbotschafter setzen. Jan Josef Liefers und Anna Loos, Katharina Witt, Michael Ballack, Jens Weißflog -alle „Ostkinder“- wären doch die wahren Botschafter für die Marke und den Standort Glashütte. Und alle kommen auch beim jungen Publikum an. Marketingtechnisch steckt meiner Meinung nach Glashütte Original noch in den Kinderschuhen. Nicht auszudenken, wenn sie Herrn Biever von Hublot an Bord hätten. Jetzt ist er ja auch für TagHeuer zuständig und man sieht wie die Marke sich förmlich wandelt.
Alexandra, vielen Dank für deine Zeit und den Einblick, den Du uns gegeben hast.
Dan, gern geschehen, Uhren sind meine Leidenschaft, das sind Sie seit meinem 16.ten Lebensjahr und es werden noch viele hinzukommen. Schaut gerne mal rein auf meinem Instagram-Account @vintage_cologne_watch.

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